01 Über der Baumgrenze • above the timberline 02 Alte Staustufe am Fluß Crasna • old barrade at the Crasna river 03 Das fetzt! Ziegenpfade • SHREDDING goat paths the Crew • Daniel Jahn • Jonas Reiter • Andreas Wildgrube • Adrian Stanciu • Sebastian Kilian • Moritz MuSSmann D ieser Roadtrip hätte uns gar nicht mehr die Augen öffnen können. Man stelle sich seinen Lieblingstrail vor, verlängert diesen auf das doppelte, legt ihn durchs Auenland und gibt einfach nur Gas. Das ist Rumänien. Der Hinweg mit Zwischenstopp in Budapest bei einem unserer Ingenieure und die Todesmutigen LKW Fahrer, welche trotz Gegenverkehr andere LKW überholten, bot schon genug Stoff um die Abende am Feuer nicht langweilig werden zulassen, doch sollte das alles nur der Anfang sein. Wir wurden herzlichst in Homoraciu, ca 1,5 Autostunden von Bucharest von einem Ehemaligen Praktikanten empfangen und stießen erstmal mit dem landesstypischen Schnaps Țuică auf all das an, was da kommen sollte. Die ersten Tage verbrachten wir dann auch dort und konnten uns gar nicht trennen, weil solch ein Überangebot an Trails gar nicht zu fassen war. Das Highlight unseres dortigen Stopps war das ca 30km eintauchen in die Wildnis bis über die Baumgrenze auf 1500hm und der von dort aus zurückführende Trail, welcher gar nicht mehr enden wollte. Dieser hatte alles was man sich wünschen kann, von Highspeed Wiesenfahrten, über staubig steinige Stücke bis hin zu langen flowigen Waldtrails bei denen man nicht vergessen durfte möglichst laut irgendetwas zu rufen um nicht Bekanntschaft mit einem der vielen Bären dort zu machen. Am Ende blieb es in Homoraciu nur bei frischen Bärenspuren, das reichte den meisten von uns als kleiner Kick auch aus. Anschließend packten wir unsere Sachen um den zweithöchsten Berg des Landes unter die Stollen zu nehmen. Obwohl auf einer unserer Touren schon zu sehen, kostete uns die Autofahrt und die Suche nach einem Bärensicheren Campingplatz fast einen Tag. In Rumänien ist die erste Lektion die man lernt, Geduld zu haben. Die Straßen sind meist einspurig, viel befahren und irgendwer reduziert die Geschwindigkeit schon zuverlässig auf unter 60km/h. Nach dem wir mit der Gondel durch die Wolken gefahren waren standen wir auf 2000hm und schauten, wie im Flugzeug sitzend, über diese Hinweg und hatten noch weitere 500hm zu erklimmen zu einer der höchsten Hütten Rumäniens. Dort gab es nach getanem Aufstieg stärkenden Kakao und Kartoffelbrei mit Würstchen um nun 2200hm bis ins Tal mit nur kleinen Gegenanstiegen zu fahren. Trotz der luftigen Ausblicke rangen wir mit der Vernunft, zwischen Bremse offen und einfach nur laufen lassen. Vorwegnehmen kann ich, dass die Vernunft immer siegte und keiner Bekanntschaft mit einem Rumänischen Krankenhaus machen musste. Als wir dachten, bald komme der Ort, wurden wir nochmals belohnt. Eine Downhillstrecke, die wir so bisher kaum besser gesehen hatten, lag vor uns und sollte die letzten 600hm ausmachen. Die Bikes durften all ihr Potential zeigen und wir wurden mit Airtime über Roadgaps, Cornerjumps und Doubles belohnt, gaben alles über Steinfelder und Steilabfahrten und das Grinsen blieb uns den ganzen Abend erhalten. Am nächsten Tag mussten wir unbedingt erneut die Downhillstrecke fahren, welche ihren Anspruch an uns durch einen kräftigen Regen erhöhte. Wir packten unsere Sachen und machten uns auf den Weg in das Rumänische Aspon. Angekommen in unserem äußerst komfortablen Bungalow, welches preislich in der Lage eines schlechten deutschen Hostels lag, gab es die größte Zuchini der Welt als Abendbrot und wieder viel Țuică. Der folgende Tag sollte, wie all diese Tage auch wieder den perfekten Trail für uns haben. Mit dem Lift auf 1800hm hinaufgefahren, lag vor uns eine 16km lange Abfahrt, welche aufgrund des in den nächsten Tagen stattfindenden Rumänischen Avalanche schon markiert war. Dieser war eine Mischung aus sich in weiten Kurven durch den Wald schlängelenden Vollgasstücken und technischen Steilabfahrten mit riesigen Steinen und unzähligen Linien. Den Tag ließen wir mit Kultur in Brasov ausklingen. Grundsätzlichen hatten alle Städte, die wir sahen, viel Scharm und viel alte Architektur, welche einem gelegentlich die Kinnlade herunterklappen ließ. Die wirklichen Touristischen Fallen, ließen wir uns aber dann doch nicht entgehen und waren in einer Tropfsteinhöhle und dem Draculaschloß, jedoch eines sollte man in Rumänien gesehen haben, die Transfăgărășan. Eine Straße erbaut zu Zeiten der Diktatur von Nicolae Ceaușescu in 4,5 Jahren mit 6 Millionen Tonnen Dynamit. Leider mussten unsere Bikes hier im Bus bleiben, da die dortige Downhillstrecke leider von einer Lawine verschüttet worden war. Nichtsdestotrotz sollte uns der letzte Tag auf dem Bike in Sibiu noch einige Höhenmeter bescheren. In den Bergen nahe Sibiu ist wohl das Paradies für Enduromotocrosser und so konnten wir eine Aufwärtspassage als technisch steile Abfahrt befahren und auch dieses Stückchen Land in guter Erinnerung behalten. Am Ende lernten wir mehrere Dinge: die Menschen in Rumänien sind alle hilfsbreit und nett und kennen manchmal unfassbar gute Trails, beklaut wurden wir nie und irgendwann vergisst man die Laufradgrößendebatte, wenn es hinter jeder Ecke mehr zu entdecken gibt, als man begreifen kann. 02 03

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